AfterRaceCare-Germany

Die zweite Karriere eines Rennpferdes

Was bekommt der 4-beinige Sieger eines Pferderennens eigentlich für seinen Erfolg als Entlohnung? Eine Medaille, eine Hymne, viele Karotten …?

Auf den ersten Einlaufplätzen gibt es Siegesprämien von manchmal weit über 1000,00 €. Hinzukommen noch ganz erhebliche Summen an Wettgewinnen. Dann gibt es noch Züchter- und Besitzerprämien und weitere Vorteile bei einem Auktionspferd. Glücksgefühle bei allen Beteiligten, Sekt- und Geberlaune. Es wird gelacht, geschunkelt und gefeiert.

Und was hat der eigentliche Sieger davon?  

Er kommt schweißüberströmt und hoffentlich gesund auf den Siegerring, wird gestreichelt, gelobt. Das Atmen fällt schwer, das Herz pocht und dennoch sieht man auch in seinen Augen die große Freude! Der Siegerkranz ist lästig, die Hymne laut und das Stillstehen fällt schwer. Dann geht es wieder  zurück in die Gastboxe, den Transporter, auf  Heimreise.  Nach wohlverdienter Ruhe in der vertrauten Box beginnt alles wieder von vorne – beim nächsten Rennen. 

Dann kommt irgendwann unweigerlich das Aus! Ende der Rennsportkarriere.

Und dann ...?

Was geben wir unserem Rennpferd, das als Athlet viele Euro eingaloppiert hat, zurück?

Was spräche deshalb dagegen, wenn wir unseren ehemaligen Rennbahnhelden eine zweite Karriere ermöglichen und gleichzeitig für unsere Gesellschaft einen Nutzen realisieren könnte? Das Projekt AfterRaceCare Germany der Beginn dazu und der Deutsche Rennsport kann dabei zum Vorreiter werden.

Ander Länder haben bereits ähnliche Projekte lanciert:

  • http://www.thoroughbredaftercare.org
  • http://www.thankshorseproject.com/

Nach einem Rennen mit formidablem Speed eines Rennpferdes ist die Frage legitim: „Wer ist hier eigentlich der Gewinner?“ Aber,  natürlich: „unser Held, das Rennpferd“!

Um dies herauszufinden, stellen wir uns selbst die Frage: Wenn ich mein Pferd wäre, wie würde ich meine Aufgaben nach einer Rennkarriere gestalten.

Nach Jahren Trainingsablauf würde man als erstes an „Urlaub“ denken. Urlaub auf einer großen, saftigen Koppel, neuen Freunden und  gutem Futter. Außerdem zwickt es hier und da, so dass man erst einmal die neue Umgebung auf sich wirken lassen möchte.

Und dann? „Umschulung“? Was versteht man darunter?

Umschulung bedeutet wieder Sattel, Zaumzeug, Boxen, Hallen, eventuell Einzelpaddock –  meist ohne Koppel und wenn ja – dann alleine für zwei oder drei Stunden auf kleinen Gehegen. Drei oder vier Monate in Ausbildung? Was sollte das Ergebnis sein und für welchem Zweck? Als Verkaufspferd für ein stattliches Entgelt für Freizeitreiter mit der Aussicht als Dressurpferd, Springpferd, für Military oder dergleichen?

Wozu? Es gibt doch bereits so viele Freizeit-, Dressur-, Spring- und Military-Pferde, die auch einen guten Platz suchen!

Wir zeigen neue Wege: mit den Ergebnissen einer auf 17 Jahre ausgelegten Langzeitstudie mit mehr als 20 Vollblütern wurde bei Rennpferde BOOMERANG bereits ein Exempel statuiert. Wir zeigen auf, dass wir  eine an den Rennsport angelehnte „Umschulung“ gewährleisten können – in Verantwortung  einzig und allein zum Wohle und als Dank an diese wunderschönen Vollblüter.

Wir arbeiten mit unterschiedlichen Einrichtungen zusammen, weiteres ist in Vorbereitung und wird konstant weiter verbessert werden.  

Es wäre zu diskutieren dass jedes aktive Rennpferd ein eigenes  „ReCare-Konto“ bekommt und jeder Züchter, Besitzer, Trainer, Jockey, Betreuer – aber auch glückliche Wettgewinner usw. können  einen kleine Beitrag darauf einbezahlen. Das wäre der Anfang.

Mit Wettorganisationen und Versicherungen könnte eine Zusammenarbeit stattfinden. 
Weitere Residenzen könnten bewirtschaftet werden. 
Weitere Zielgruppen könnten für Nachbetreuung, Programme, Workshops, Social Days usw. gewonnen werden. 
Es könnten auch weitere bundesweite „Junior-Cups“ organisiert werden. 

Ein Lichtblick für alle Rennpferde, ein spannendes Vorhaben – packen wir es an!  
19.07.2016
Hannelore Gallin-Ast

YouTube-Kanal: AfterRaceCare Germany